Samstag, 20. September 2008

Abschied von Kambodscha


Die Ausstellungseröffnung "Art of Survival" war ein voller Erfolg. Viele Interessierte kamen und man konnte die Künstler treffen. Außerdem konnte ich auch den jungen Tänzer, Prum, noch interviewen. Er erzählte mir ausführlich, was es mit dem traditionellen Khmer-Tanz auf sich hat und warum er dem Tanzen verfallen ist!

Jetzt heißt es allerdings auch Abschied nehmen von Phnom Penh und bald von Kambodscha. Bisher habe ich bestimmt acht Stunden Material auf meinem Aufnahmegerät, einen Block voll geschrieben, 2 Kugelschreiber verbraucht, 25 Anrufe getätigt, 50 Emails geschrieben, 4 Mal die Nerven verloren, ca. 18 Interviews geführt, 400 Bilder geschossen, 2 Tage krank im Bett gelegen, zwei Interviewpartner nicht bekommen und viel Glück gehabt.

Als nächstes stehen mir noch 3 Tage auf dem Land bevor und 4 an der Küste, bevor ich mich am heimischen Schreibtisch an die nächste Etappe machen werde: das eigentliche produzieren meiner Texte! Ich freue mich darauf, meine Gedanken niederschreiben zu können. Es hat sich so viel in meinem Kopf angestaut. Aber Kambodscha zu verlassen fällt schwer...

Jetzt schon bekomme ich wieder Fernweh, obwohl ich noch in der Ferne bin. Ich plane schon in Gedanken meine nächste Reise, das beruhigt mich ungemein. 

Die Erlebnisse uns Eindrücke von Kambodscha werde ich verinnerlichen, aufbewahren. Sie sind ein Geschenk des Lebens!

Dienstag, 19. August 2008

Entdeckungstouren durch die Stadt













Heute steht erneutes "Sightseeing" auf dem Plan:
das National Museum, das Art Deco-Kino "Lux", der Central Market, die Bauhaus-Architektur Molyvanns...

Gestern habe ich Rithy Panh, den berühmtesten kambodschanischen Dok.Filmer für ein Interview angefragt und bekam leider eine Absage aus Zeitmangel. Sehr schade, hätte ihn zu gerne getroffen. Er macht meiner Meinung nach ausgezeichnete Filme, aber ich kam nicht einmal an seiner Sekretärin vorbei, dabei habe ich versucht zu überzeugen.

Meine Tour durch die Stadt wird wohl heute durch den Monsun erschwert, aber irgendwie wird es schon gehen. Es regnet dann plötzlich sehr stark und die ganzen Straßen sind über schwemmt. Ich muss darauf achten, dass meine technischen Geräte immer trocken bleiben und ich mein kleines Büchlein nicht verliere. Irgendwann gewöhnt man sich aber sogar an die Nässe.

Langsam geht die Zeit in Phnom Penh auch seinem Ende zu und ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreichen konnte. Ich traf interessante Menschen, bekam viele Eindrücke und muss später zu Hause alles verarbeiten und niederschreiben. Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass die Kulturszene Phnom Penhs tatsächlich noch mehr aufblüht als gedacht! Ich bin immer wieder über den Trubel erstaunt.
Der Abschluss meines Hauptstadt-Aufenthalts bildet wohl die Ausstellung "Art of Survival" im Meta-House, die sehr interessant zu werden scheint! Die Kunst handelt ausschließlich vom Khmer Rouge-Genozid.
Ach ja! Ich habe einen jungen Tänzer getroffen, Prum, mit dem ich auch gerne noch ein Interview führen würde. 

Montag, 18. August 2008

Schönes Phnom Penh















So langsam habe ich mich hier richtig eingefunden, fühle mich wohl, habe mich an den langsameren Tagesrhythmus einer asiatischen Großstadt gewöhnt. Zwar ist jeden Tag volles Programm, was ich mir so zu Beginn meiner Planungen nicht gedacht hätte, aber umso mehr Schreibstoff kommt so zusammen. Ich verfahre mich immer seltener und kenne mich immer besser aus in Phnom Penhs-Straßendschungel. Verkehrsregeln gibt es hier nicht. Man muss immer darauf achten, dass der Größere Vorfahrt hat und nicht zu schnell fahren. Zwei kleinere Unfälle habe ich bereits gesehen, das schreckt ab! Problematisch ist, das ich keine Tasche über der Schulter haben sollte, beim Moped fahren. Es kam schon vor, dass irgendwelche Banden während des Fahrens versucht haben die Handtaschen zu stehlen und es dadurch zu schlimmen Stürzen kam. Meine Gerätschaften muss ich daher immer ziemlich gut verstecken.

Nach der Architekt(o)ur gestern folgte heute ein Mittagessen mit dem Vorstand von "Cambodian Living Arts", Charley Todd.

Dort werden traditionelle Instrumente und Menschen, die diese noch spielen können gesucht. Da Pol Pot 90 Prozent aller Musiker getötet hat, ist diese Suche vergleichbar mit der "Nadel im Heuhaufen". Trotzdem ist die Organisation schon sehr erfolgreich, konnte Musikstücke archivieren, aufnehmen und brachte sogar schon einige Alben mit traditionellen und neuen Songs heraus. Charley Todd erzählte mir, dass es manchmal wirklich nur noch eine Person gibt, die eines der traditionellen Instrumente beherrscht. Ist diese Person in Kambodscha gefunden, wird im Studio die Musik aufgenommen, da kein Notenmaterial vorhanden ist. Junge, talentierte Musikstudenten können dann die Lieder üben, um sie irgendwann genauso zu beherrschen, wie der "alte Meister". Lehrer und Studenten werden finanziell durch CLA, so die Abkürzung, unterstützt.

Architekt(o)ur














"Khmer Architecture Tours", so heißt eine Organisation, mit der ich heute mehrere Stunden durch ganz Phnom Penh gezogen bin! Versteckte architektonische Schätze und offensichtliche werden vorgestellt. Besonders natürlich die Architektur aus den 60er Jahren. Allen voran die von LeCorbusier beeinflußten Vann Molyvann Gebäude. Der Architektur ist Kambodschaner und studierte in Frankreich. Nachdem er in den 60ern zurück in seine Heimat kehrte, wurde er vom König mit einigen Projekten eingedeckt. Besonders ist das "Institute of Foreign Languages" der Royalen Universität in Phnom Penh. Die Hörsäle und die Bibliothek stammen von Molyvann und sind sehr beeindruckend. Auf jeden Fall eine Reportage wert. Mit so genannten Cyclos, Fahrrad-Rikschas, fuhr die Architektur-Gruppe durch die Straßen: ökologisch und stressfrei!
Die Deutsche Stefanie Irmer leitet KA-Tours und ich führte mit ihr ein Interview. War alles äußerst interessant.


Sonntag, 17. August 2008

"Korsang" = Neubeginn













Heute war ich bei "Korsang", eine Organisation, die Drogenabhängigen einen Unterschlupf bietet und versucht, sie ohne harte Therapien wieder auf die richtigen Wege zu führen! Vor allem durch Musik und Malerei drücken die meist junge Menschen ihre Gefühle aus. Einige landeten bereits im Radio mit selbstgeschriebenen Rap-Songs. Ich habe ein Interview geführt, mit Jet, der die Drogenabhängigen in Hygiene, HIV/Aids und anderen Krankheiten unterrichtet. Er erzählte einiges, auch schlimme Geschichten...traurige Schicksale. Ich werde darüber wohl ein Feature schreiben.
Unterhalten habe ich mich mit Jet. Er nennt sich "Educator", unterrichtet die Abhängigen in Hygiene und HIV/Aids. Es war Zufall, dass ich ihn getroffen habe, da ich keinen Termin ausmachen konnte, einfach spontan in einer "Zeitlücke" vorbeigefahren bin.

Internet kostet hier sehr viel und ist ziemlich langsam. Ich konnte meinen Laptop nicht mitnehmen, deshalb schreibe ich viel mit der Hand, benutze mein Aufnahmegerät und meinen Kopf. Trotzdem ist es immer eine ganze Menge Material, das ich so mit mir herumtragen muss, denn die große Kamera muss auch immer mit.

Tanz und noch mehr Tanz - Sovanna Phum

Der klassische Tanz war kurz vor dem "aussterben". Die Roten Khmer vernichteten die Instrumente und töteten die TänzerInnen. Heute lebt er in Phnom Penh wieder auf. Unter anderem im "Sovanna Phum". Das ist eine unabhängige und selbstfinanzierte Organisation, 1994 gegründet, zu Unterhaltung von Einheimischen und Touristen. Tolle TänzerInnen, traditionelle Musik und gute Stimmung.

Bildende Kunst und Tanz


Heute morgen war ich in der "Apsara Art Association" und konnte dort den Assistenten des Direktors interviewen. Schön war, dass ich eine Übungsstunde besuchen konnte und den ganz jungen Apsara Tänzerinnen bei ihrem Unterricht zuschauen durfte. Die meisten Tänzerinnen waren wohl zwischen 4 und 8 Jahren.
Mein Interviewpartner, Young Yorn, erzählte mir viel über die Bedeutung der Musik in Kambodscha. Sehr interessant! Für jede Lebenssituation gibt es spezielle Musik und Instrumente in Kambodscha.
Die Organisation (AAA) finanziert sich über Spendengelder und bildet Kinder in den klassischen Künsten aus, deren Eltern sich dies eigentlich nicht leisten könnten. Manche Kinder sind sogar Waisen. 

Später fuhr ich quer durch Phnom Penh zum Atelier von Pich Sopheap, dem Skulpturenkünstler. Ich war sehr aufgeregt! Er empfing mich aber freundlich und ließ mich teil haben an seiner Arbeit. Das Treffen war einzigartig und ich bin sehr stolz darüber. 

Samstag, 16. August 2008

Die gestrigen Interviews sind sehr gut verlaufen und am Abend war ich sogar noch auf einer Ausstellungseröffnung im "Java-Café". Eine australische Künstlerin stellte aus, die schon länger in Kambodscha lebt. Die Galerie ist sehr zu empfehlen, zentral gelegen und in einem schönen, alten Kolonialhaus untergebracht. Der Abend war erfolgreich, da ich dort Pich Sopheap getroffen habe, wohl einer der berühmtesten Künstler Phnom Penhs und vielleicht Kambodschas.
Ich sprach ihn an und werde in in seinem Atelier besuchen! Darauf freue ich mich unheimlich und bin jetzt schon gespannt. Wie man munkelt soll es ein tolles Atelier sein und die arbeiten von Sopheap sind sowieso sehr interessant, da er ausschließlich Naturmaterialien verwendet. Rattan beispielsweise. Wenn alles klappt, werde ich ihn schon morgen in seinem Haus treffen!

Freitag, 15. August 2008

Interviews ohne Ende....


Nach dem Interview, gleich nach meiner Ankunft, hatte ich heute schon wieder zwei weitere Treffen arrangiert. Um 9h treffe ich mich mit dem Direktor des Meta-House, ein Kunst- und Kommunikationszentrum mitten in Phnom Penh. Mit ihm werde ich mich über die aktuelle Entwicklung der Kunstszene in Kambodscha unterhalten, über seine Ideen und Visionen und natürlich über die aktuelle Ausstellung "Art of Survival".

Nachdem ich mich mit ihm getroffen habe, werde ich eine junge Künstlerin interviewen, die bisher 4 Ausstellungen gemacht hat und am Anfang ihrer Karriere steht. Interessant ist, dass sie gegen den Willen ihrer Eltern vom Land nach Phnom Penh ging, um Kunst zu studieren, anstatt auf der Farm mitzuarbeiten. Heute, mit 25,  kann sie von ihrer Kunst leben.

Donnerstag, 14. August 2008

Chaos

Kaum in Phnom Penh angekommen, überfällt mich das Chaos der Hauptstadt. Ich habe gerade die Nötigsten Dinge ausgepackt und mache mich daran den ersten Kontakt anzurufen, als mir Anton I., der Kontakt, zu verstehen gibt, dass ich besser gleich kommen soll. Er hätte wenig Zeit und sofort wäre gut. Also nichts wie los ins Art Café, Vorbereitungen aufs Interview müssen ausfallen. Anton bringt europäische, klassische Musik nach Kambodscha. Er ist Professor an der dortigen Universität und Inhaber des Art Cafés, in dem regelmäßig klassische Konzerte statt finden.
Fazit: das Interview war anstrengend, nicht nur aufgrund meiner Übermüdung! Sondern aufgrund von ausführlichen Belehrungen. Aber ich habe sehr daraus gelernt! 
Ich habe eine weitere Verabredung vereinbart, um mir eine Probe mit Anton I. und zwei kambodschanischen Violinisten anzuhören.
Heute kann ich nur noch unglaublich müde ins Bett fallen, denn morgen habe ich bereits zwei weitere Interviewtermine ausmachen können!

Mittwoch, 13. August 2008

Abfahrt! Ankunft! Arbeit!

Nach meinen Aufenthalten in Siem Reap und Battambang geht es morgen mit dem Bus weiter in die Hauptstadt. Es ist aufregend, denn ich werde Nico Mesterharm treffen, den ich schon zu Hause kennen lernte. Er lebt seit einigen Jahren in Phnom Penh und hat im Januar 2007 das Meta-House eröffnet. Ein Zentrum für Kunst und Kommunikation. Eine Art Galerie in einem dreistöckigen Wohnhaus, ähnlich, wie man es auch in Berlin zu sehen bekommt. 
Er hat mir versprochen mich mit kambodschanischen Künstlern zusammen zu bringen. Ich bin sehr gespannt, ob es klappt. Die Aufregung steigt jetzt ins unermessliche. Werde ich die Menschen treffen? Sind sie bereit mir ein Interview zu geben? 
Einen Künstler würde ich besonders gerne treffen, Spheap Pich, er gestaltet interessante Skulpturen und gehört zu den bekanntesten kambodschanischen Künstlern. Es war nicht möglich im Voraus mit ihm Kontakt aufzunehmen und ich hoffe es wird vor Ort funktionieren.

Battambang-Phnom Penh


Die Fahrt von Battambang nach Phnom Penh hat sich hinausgezögert. Das ist nichts Neues in Kambodscha. Aus vier geplanten Stunden können schnell sieben werden. Dieses Mal war es etwas dramatischer. Ich fahre mit dem Bus, in dem fast ausschließlich Khmer mitfahren, um ihre Familien zu besuchen oder etwas in der Hauptstadt zu verkaufen. Ich lehne mich zurück und genieße die Fahrt auf der Landstraße, durch die saftig-grünen Reisfelder. Als der Bus plötzlich drei Mal kräftig bremst und alles mögliche nach vorne fliegt. Jemand von ganz vorne schreit kurz leise auf und dann poltert es gegen den Bus. Schreck! Was war das? Der Bus stoppt und der Fahrer steigt aus. Ich traue mich nicht nach hinten raus zu blicken, wer liegt da auf der Straße? Nach ein paar Minuten steigen beinahe alle Khmer aus. Ich wage es einen kurzen Blick nach hinten zu richten. Sehe aber lediglich eine Menschentraube,  über 20 Meter entfernt. Dann beschließe ich auszusteigen. Die Hitze brennt sofort auf meinen Kopf. Der Bus ist vorne ziemlich demoliert. Die Lichter sind eingerückt und Teile hängen herab oder sind ganz abgebrochen. Alle stehen ruhig da und warten. Ich wundere mich. Würden in Deutschland die Menschen nicht wild umherlaufen und sich Fragen stellen? Ich jedenfalls beginne einen Khmer anzusprechen, er spricht Englisch! "A baby cow", sagt er. "A cow hit the bus?", frage ich zurück. "Yes." Es war also ein Kälbchen. Sofort tot, wie der junge Mann hinzufügt. Wir müssten auf einen neuen Bus warten. Ich schaue mich um, auf dem Feld steht eine Kuh und schaut verdutzt die vielen Menschen an, frisst dabei Gras. Bestimmt die Mutter des Kalbs. Ein wenig traurig werde ich jetzt ja schon. Aber die Khmer strahlen eine solche Ruhe aus, dass ich irgendwie selbst ruhiger bleibe als ich es normalerweise tun würde.
Die Geschichte endet damit, das es keinen neuen Bus gibt. Irgendwie schaffen es die Männer das Nötige zu fixieren, der Motor gurgelt etwas aber das geht schon, meinen die. Ich laufe nach hinten und sehe das Kälbchen. Etwas verdreht liegt es da, aber kein Blut. Die Männer heben das Kalb zu viert an den Beinen und tragen es zum Bus. Das Gepäck wird verladen und das Kalb bekommt einen Platz unter dem Bus im Kofferfach. Es wird wohl nach Phnom Penh kommen und dort verkauft. alle steigen seelenruhig in den Bus und der rattert los...

Dienstag, 12. August 2008













Tipps: Sehenswertes in Battambang

  • Markt (Psah Nat)
  • Phnom Sampou (Tempelberg)
  • Wat Piphit (Um 18h kann man dort den Mönchen beim Abendgebet zuschauen und zuhören und danach sogar noch das ein oder andere Gespräch mit ihnen führen!)
  • Smokin´Pot (Kochkurse)
  • White Rose Restaurant (köstliches Essen, von traditioneller Küche bis zum ofenwarmen Baguette)
  • Hotel Royal (sehr freundliches Personal und saubere, großzügige Zimmer)

Geschafft!Gekocht!

Ich habe es geschafft! Ich habe diesen Berg in der Hitze erklommen. Und ich belohne mich mit einem Kochkurs. Auf dem Markt in Battambang wird zuerst eingekauft. Unser Kochlehrer, wir sind eine Gruppe internationaler Rucksacktouristen in jeder Altersgruppe, führt uns durch die engen Reihen. Er zeigt uns welche Gewürze man braucht, welche man besser lässt, er zeigt auf lebende Fische, die dann vor unseren Augen geschuppt und geköpft werden. Und wir kaufen Rindfleisch, aber das ist schon tot. 
Als wir ins Restaurant gehen, staune ich. Jeder bekommt sein eigenes Messer, oder besser Hackebeil, ein Brett, einen Mörser und das beste, seinen eigenen Wok! Unter Anleitung schnippeln wir was das Zeug hält. Braten und dämpfen und sind erstaunt wie gut das alles schmeckt! Insgesamt kochen wir drei Gerichte und ich bin schon nach dem ersten pappsatt.
Das letzte hat es allerdings in sich: Chilli! Ein Kanadier übertreibt es und bekommt knallrote Bäckchen und beginnt zu weinen. Aber das ist nicht schlimm. Schnell kommt der rettende Bananenshake aus der Küche. Wieder was gelernt: Wasser macht das brennen schlimmer, Bier oder Fruchtshakes löschen ab!
Ich habe heute viel über die Esskultur erfahren und einige Rezepte abgestaubt! Sehr interessant.

Montag, 11. August 2008

battambang II


die hitze brennt nicht nur, sie gibt in kambodscha auch geraeusche von sich. es surrt und flirrt und aechzt alles unter dem gluehenden feuerball. alle wolken hat sie weggebrannt und die daecher der buddhistischen tempel glitzern und glaenzen als wuerden sie schweissperlen tragen.
die nationalstrasse nr.5 pocht unter meinem moped. wie ein pulsschlag, die adern der erde, die langsam austrocknen und auf den naechsten regen warten. heute werden sie vergeblich warten. die rote feuchte erde von gestern hat sich in kleinste staubkoernchen verwandelt, die mir mit dem fahrtwind in die augen schwirren.
immer, wenn ein track vorbeifaehrt, halte ich mir mit einem traditionellen khmer schal, der vielfaeltig angewandt wird (handtuch, kopftuch, schal und eben staubschutz), dem krama, mund und nase zu. ich bin auf dem weg zum "killing temple" auf einem berg. dort haben die roten khmer moenche und andere intellektuelle ermordet.
heute geht es mir wieder besser, die letzten 2 tage hatte ich fieber und mir war uebel. ich konnte nur im bett liegen und wasser trinken. ob es die hitze war oder falsches essen? mein koerper ist heute zwar noch etwas geschwaecht, aber er funktioniert wieder.

aus der ferne sehe ich schon den berg. mittem im flachen land steht er ploetzlich da, als haette ihn jemand dort hingesetzt und ihm befohlen zu warten, bis er wieder abgeholt wird. auf seiner spitze haben sich die wildesten baeume ineinander verschlugen und einen kleinen dichten dschungel gebildet. sogar affenfamilien haben dort ein zu hause gefunden, wie ich spaeter feststellen werde.
am fuss des berges angekommen, schaue ich 100 meter hinauf und bin mir in diesem moment ploetzlich nicht mehr sich, ob ich das schaffen kann in dieser hitze, in diesem geschwaechten koerper. mir wird schwindelig.
der polizist in dem schaebigen bambusverschlag will eintrittsgeld, wie immer in kambodscha. aber er setzt sich nachdem ich bezahlt habe zu mit an einen der tische des kleinen restaurants. ich bestelle cola, vielleicht hilft es... der mann beginnt mir die geschichte des tempels zu erklaeren, die massenmorde. ungefaehr 2000 menschen wurde dort getoetet, genaue zahlen gibt es nicht, aber man hat zahlreiche knochen und schaedel gefunden.
er erzaehlt und erzaehlt. interessante fakten, die mir weiter helfen. werde ich es schaffen und den berg noch erklimmen?

Sonntag, 10. August 2008

battambang














ich bin in der zweitgroessten stadt von kambodscha. alles laeuft hier langsamer, als wir es kennen. mit einem roller erkunde ich die staubigen strassen, fahre durch die reisfelder:winkende kinder in der flirrenden sonne. flaches land, das durch den monsun in den strahlensten gruentoenen leuchtet.

gestern war ich krank. ich konnte nichts essen, nicht laufen, nur im bett liegen. das erste mal wurde mir bewusst, dass auch alles vorbei sein kann. was hätte ich gemacht, wäre es etwas ernsteres. wahrscheinlich hatte ich einen sonnenstich oder falsches essen. heute geht es wieder besser und ich danke gott dafür!

battambangs zentrum ist ein grosser markt. alles wird hier verkauft: fisch in allen varianten: lebend, geraeuchert, getrocknet oder frisch als filet. fleisch, gemuese, obst und kleidung. wenn es dunkel wird, dann zuenden die haendler vor ihren staenden kerzen an und verkaufen im flimmernden licht.

hier habe ich keinen interviewpartner, ich belege einen khmer-kochkurs und erkunde die region, die tempel. es gibt auch ein ort, an dem die roten khmer intellektuelle, vor allem moenche, in eine felsschlucht geworfen haben dort sollen hunderte von leichen gefunden worden sein, auch dort werde ich hin fahren...

Fakten:
Battambang hat ca. 300.000 Einwohner, liegt am Sangker Fluss und ist als "Reisschüssel Kambodschas" bekannt.

Samstag, 9. August 2008

siem reap



siem reap ist der hotspot in kambodscha. die meisten kommen nach kambodscha, um nach siem reap zu kommen. dort bleiben sie dann ein paar tage und schauen sich angkor an.
die tourismusindustrie idt dermassen darauf angesprungen, dass die preise hoeher sind als in bangkok. alles kostet mehr und ueberall geht es nur ums geld. leider! aber angkor ist mehr als nur ein touristen-magnet und wenn man die tempelstadt betritt und den sauerlichen duft der fruechte einatmet und das wasser im sonnenschein flimmert vor der kulisse angkor wats, dem groessten und beruehmtesten tempel, dann spuert man, dass sich alles irgendwie gelohnt hat.
schon henri mouhot, der die tempel fuer europa wiederentdeckt wusste: "jede anstrengung hat sich gelohnt, beim anblick dieser tempel." die holprige sandstrasse auf der man von der thailaendischen grenze 6 stunden entlang robbt und holpert, die mammonische stadt siem reap, alles ist fuer kurze zeit vergessen. weggeblasen beim anblick der vom 9. bis 15. jahrhundert erbauten tempel auf einer groesse, die die flaeche berlins uebertrifft! angkor ist das erbe kambodschas, die identitaet eines ganzen volkes.
und es gibt auch einige deutsche, denen angkor mehr bedeutet als nur touri-hot-spot.

REINHART ZIEGER, der den ersten angkorfuehrer auf deutsch geschrieben hat und seit knapp acht jahren in siem reap lebt. ihn habe ich getrroffen und interviewt.

und HANS LEISSEN, proffessor fuer konservierungswissenschaften an der fh koeln, der die steinreliefs des angkor wat restauriert bzw. konserviert. auch ihn habe ich dort getroffen und interviewt.

außerdem habe ich SIM getroffenen, einen kambodschanischen tuk-tuk fahrer (moped mit anhänger für fahrgäste). er fährt jeden tag nach angkor und kutschiert touristen aller art. mit ihm habe ich auch ein interview geführt!


drei männer, die auf andere art abhängig von angkor sind!
es ist faszinierend dieses angkor, bezaubernd und anstrengend. die groesse, die macht der steine ist unglaublich. man wird erst wieder in siem reap wachgeruettelt, wenn man den tuk tuk fahrer bezahlen muss, der einem zurueck in die materielle realitaet bringt.
siem reap ist nicht kambodscha im eigentlichen sinne. jeder, sollte das wissen, wenn er vor hat nur einen abstecher dorthin zu unternehmen.
battambang dafuer umso mehr. dazu mehr beim naechsten mal!

Dienstag, 5. August 2008

angekommen in kambodscha

wie ein schleier umhuellt die feuchtigkeit die koerper. wie warmes kerzenwachs liegt sie auf der haut und durchdringt die haare. aus der ferne hoert man voegel, sie flattern zwischen den mangobaeumen hinauf und geben ein "rattaratap rattaratap" von sich, das immer lauter wird. es muessen dutzende sein.
ich bin in kambodscha. ueber bangkok mit dem zug an die grenze gefahren und dann von poipet aus in das land der khmer.
die grenze ist eine erste grosse ueberwindung.
fuer viele, die das erste mal nach kambodscha reisen auch abschreckung. ein tourist-visa kostet 20 dollar. ich halte meinen pass, ein passfoto ud abgezaehlt 20 dollar bereit und gebe sie dem grenzbeamten, der mich sofort zurueckweisst und mich zurechtweisst, dass ich 25 Dollar bezahlen muss. wir weigern uns. werden nach hinten geschickt und die naechsten touristen werden abgefertigt. englaender, niederlaender, franzosen, dann sind wir wieder vorne. alles wie gehabt, legen wir die geldscheine, die fotos und den pass unter die staubige glasscheibe, und der beamte schiebt es gleich wieder zurueck. wir bleiben stur. wie lange halten wir es durch? mittlerweile sind schon 20 minuten vergangen.
alle anderen touristen sind auch verbluefft uerber den ueberhoehten preis. dann zuecken sie aber ihre dollar und bezahlen. manche gehen noch schnell geldumtauschen oder bezahlen in thailaendischen bath. der staub haengt in meinen haaren, mein rucksack hat eine riesige feuchte stelle auf meinen ruecken hinterlassen. wir wissen es kostet nur 20 dollar. es gibt auch schilder, die darauf hinweissen. wir wissen auch: kambodscha ist das zweit korrupteste land der welt.
mittlerweile sind es vier oder fuenf maenner, die uns grimmig andeuten mehr zu bezahlen.
uns boese anblicken und ich bin kurz davor einfach zu bezahlen, so wie alle touristen, die wir bisher gesehen haben. aber dann, wir sind die letzten, winken sie uns heran und fluestern uns mit dunklen zaehnen zu wir sollen 100 baht dazugeben (2 euro) und dann bekommen wir unseren stempel und wir sollen das nicht weitersagen.
3 minuten spaeter halte ich mein visum fuer kambodscha in den haenden wir haben mit zeit bezahlt -die wir spaeter aber locker wieder eingeholt haben- aber nicht die korruption unterstuetzt. ein deutscher, der seit 8 jahren hier lebt und den ich spaeter in siem reap treffen werde lobt mich dafuer. er gibt noch mehr tipps und meint, die korruption zu unterstuetzen und einfach so zu bezahlen sei nicht gut fuer kambodscha. und zwei australier werden in battambang stolz davon erzaehlen, wie sie auch nur 20 dollar bezahlt haben.
der erste schritt war getan. wir sind da, angekommen.
die nacht ist schwarz und hat sich wie samt ueber da land gelegt. der wind beginnt zu rauschen. die voegel hoert man nicht mehr, sie sind in der dunkelheit verschwunden.

Samstag, 26. Juli 2008

 Ich beginne mit dem Packen, wie immer spät. Morgen geht es los und ich bin gespannt und aufgeregt. Den nächsten Eintrag werde ich in Kambodscha schreiben. Zunächst fliege ich von Berlin nach Bangkok. Von dort geht es mit dem Zug an die Grenze und dann, wenn alles klappt, bin ich in wenigen Tagen in KAMBODSCHA.

Sonntag, 15. Juni 2008

KULT(O)UR – KAMBODSCHA - Die Anfänge



 

NEUANFÄNGE

AUF DEN RUINEN DER ALTEN KHMER-KULTUR

EIN REISEFÜHRER FÜR JUNGE NEUGIERIGE IN EIN LAND, DAS

GERADE SEINE IDENTITÄT WIEDER FINDET

 


 

Kambodscha: Die Zeit der Roten Khmer hat lange nachgewirkt. Jede Kunst, jede Kultur, beinahe alles was der Fleiß und die Intelligenz der Kambodschaner hervorgebracht hatten, wurde zerstört. Nur die Ruinen von Angkor haben den Wahnsinn, den Terror, überstanden.

Stunde Null. Was geht vor, in einem Land, das nach der Schreckensherrschaft Pol Pots und dem darauf folgenden 20 Jahre dauernden Bürgerkrieg am Anfang beginnen muss.

Was ist aus der einstigen Hochkultur geworden und welches Erbe hat sie hinterlassen, was ist geblieben? Was entsteht neu?

Die Zeit ist jetzt gekommen: Kambodscha holt sich seine Identität zurück. Ganz nach dem Motto: „Die Essenz jeder Kultur ist die Kunst.“

In den Jahren des Terrors war das kleine südostasiatische Land abgeschnitten von der Außenwelt. Die Menschen kämpften täglich ums Überleben, die Kulturdenkmäler des Landes waren dem Verfall preisgegeben. Aber das hat sich geändert.

Das „Tribunal der späten Sühne“ tagt seit 2006. Das Schweigen der Vergangenheit muss gebrochen werden. Der Tourismus nimmt jährlich zu, Angkor ist in die UNESCO-Liste als Weltkulturerbe aufgenommen, und es ist wieder Raum für neue Kunst entstanden.

Die junge Kunst- und Kulturszene Kambodschas beginnt zu blühen. Und auch, wenn sie noch ihren Platz zwischen der „großen und grausigen Vergangenheit“ sucht, sie existiert.

 

Meine Arbeit setzt sich mit der Kultur Kambodschas auseinandersetzen. Ich will verschiedene Orte der Kunst in Kambodscha besuchen und beleuchten, entdecken und erfahren. Durch Begegnungen mit den Menschen, an wichtigen kulturellen Orten des Landes, will ich die Szene untersuchen und beschreiben. 

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Begonnen hat alles im März 2008: Am 23.3. traf ich den kambodschanischen Musiker Sonny Thet in Berlin. Er erzählte mir von seiner Heimat, davon wie er von Prinz Sihanouk nach Deutschland geschickt worden sei, um Musik und besonders Cello zu studieren. In der DDR wurde Sonny mit der Band Bayon zur Legende, feierte große Erfolge und steht in diesem Jahr wieder mit ihnen auf der Bühne. 

Als Thet nach Jahrzehnten wieder in seine Heimat zurückkehrte, war alles anders. Seine Familie, sein Geburtshaus, die Farm der Eltern, alles war verschwunden. 

Die Roten Khmer unter Pol Pot töteten in 3 Jahren, 8 Monaten und 20 Tagen knapp 2 Mio. Landsleute oder ließen sie verhungern. Vor allem die Intellektuellen und Künstler standen dem kommunistischen Gedanken im Weg, sie hätten sich vielleicht zu einer Gegenrevolution formieren können.

Mich interessierte, was heute in diesem fernen Land passiert, nachdem die Kultur beinahe vernichtet wurde. Das Gespräch mit Thet kam mir eine Menge Input. Ich machte mir viele Gedanken darüber und  entschloss meine Arbeit tatsächlich über Kambodscha zu schreiben.

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Nach diversen Stunden im  Internet, auf der Suche nach geeigneten Kontakten, nahm ich schließlich Kontakt mit Wolfgang Meyer von der Konrad Adenauer Stiftung in Phnom Penh auf. Er schrieb sofort zurück und verwies mich an Nicolaus Mesterharm, ein Berliner Filmemacher, der seit einigen Jahren in Kambodscha lebt. Zu meinem Glück kam er im am 23.5.2008 nach Berlin, Heimatbesuch. Wir trafen uns, und er berichtete mir vom Aufblühen der Kulturszene in Kambodscha. Er selbst hat ein Kunst- und Kommunikationszentrum gegründet und gab mir weitere Kontakte zu Künstlern.

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Am 27.5.2008 telefoniere ich mir der kambodschanischen Botschaft in Berlin. Nach gefühlten zehnmaligem Anrufen, nimmt endlich jemand ab. Ich erkläre, dass ich meine Masterarbeit über Kambodscha schreibe und mich über Besucherzahlen erkundigen möchte.  Als ich mein Anliegen erklärt habe, schweigt die Telefonstimme, bis nach einigen Momenten der Satz: "Do you speak English" durch den Hörer erklingt. "Yes I Do"! Also nochmal alles auf Englisch. Er gibt mir die Zahlen, will sie mir aber per Email nochmals schriftlich zusenden. Ich habe nie wieder etwas gehört.

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Am 12.6.2008 treffe ich mich mit einem Fotograf, der in Berlin und Phnom Penh lebt. Er gibt mir Tipps und Kontakte, denen ich in Kambodscha nachgehen werde. Er gibt mir auch zu verstehen, das planen in einem Land wie Kambodscha nichts bringt. Einfach hinfahren und tun!

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13.6.2008: Ein wenig Planung braucht es doch. Die Flugsuche gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Nach unzähligen Versuchen, einen günstigen Flug zu bekommen, stehe ich kurz vor der Verzweiflung. Unter 900 Euro findet man nichts. Ich werde nervös.

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16.7.2008: Nach einem Monat gilt das alte, abgedroschene und in diesem Moment so wunderbare Sprichwort "Wer sucht der findet"! Ich habe einen Flug gefunden, in 11 Tagen geht es schon los!

Die wichtigsten Reiseutensilien: Aufnahmegerät, Mikrofon, drei Sätze Batterien, ein Adapter, Notizbuch mit Adressen und ein Stift.

Nach Recherchen stoße ich auf die Khmer Architecture Tours. Eine Organisation von einer Deutschen geleitet, die sich der alten Architektur in Kambodscha widmet. Ich kontaktiere sie und machen einen Interviewtermin mit ihr aus.

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